Persönlichkeitsentwicklung

Nonverbale Kommunikation meistern: Körpersprache richtig verstehen und deuten lernen

von Kim Bernhart 20. Dez 2021

Wusstest Du, dass der größte Teil unserer täglichen Kommunikation nicht durch Worte, sondern durch nonverbale Signale erfolgt? Ob im Beruf, in der Familie oder im Freundeskreis – unsere Körpersprache, Mimik und Gestik senden ständig Botschaften aus, die oft mehr über unsere wahren Gefühle und Absichten verraten als unsere gesprochenen Worte.

In diesem umfassenden Leitfaden erfährst Du alles Wichtige über die nonverbale Kommunikation: Was sie ist, welche Formen es gibt und wie Du die Signale Deines eigenen Körpers sowie die anderer Menschen besser verstehen kannst.

Was genau ist nonverbale Kommunikation?

Nonverbale Kommunikation ist der Austausch von Informationen zwischen zwei oder mehreren Personen ohne den Gebrauch von Worten. Sie umfasst alle bewussten und unbewussten Signale, die wir aussenden, um Emotionen, Einstellungen und Absichten zu vermitteln. Diese Art der Kommunikation läuft oft parallel zur verbalen Kommunikation und kann diese entweder verstärken, widersprechen oder sogar vollständig ersetzen.

Welche Arten der nonverbalen Kommunikation gibt es?

Die nonverbale Kommunikation ist ein komplexes System, das aus verschiedenen Komponenten besteht. Jede dieser Komponenten trägt zur Gesamtaussage bei.

Was verrät die Mimik, Gestik und der Blickkontakt?

  • Mimik: Umfasst alle Bewegungen im Gesicht, die Gefühle wie Freude, Trauer, Überraschung oder Ärger ausdrücken. Ein Lächeln oder ein Stirnrunzeln sind universelle Signale, die jeder verstehen kann.
  • Gestik: Bewegungen der Hände, Arme und des Oberkörpers. Sie können Worte unterstreichen (z. B. Zeigen), ersetzen (z. B. Nicken für „Ja“) oder verräterisch sein, indem sie Nervosität signalisieren.
  • Blickkontakt: Art und Dauer des Blickkontakts sind kraftvolle Signale. Sie können Interesse, Dominanz oder Desinteresse ausdrücken. Das Vermeiden von Blickkontakt kann als Zeichen von Unsicherheit oder Unehrlichkeit gewertet werden.

Wie sprechen die Körperhaltung und die Bewegung?

Die Körperhaltung und Art der Bewegung sind ebenfalls wichtige Kommunikationsmittel. Eine aufrechte, offene Haltung kann Selbstvertrauen und Offenheit signalisieren, während eine zusammengesunkene Haltung auf Müdigkeit oder Unsicherheit hindeuten kann. Auch die Gangart und die Art, wie wir sitzen oder stehen, senden unbewusste Nachrichten aus.

Was ist die Proxemik und welche Rolle spielt die Distanz?

Proxemik beschreibt die Nutzung und Wahrnehmung von Raum in der Kommunikation. Jeder Mensch hat eine persönliche Distanzzone, die sich je nach Kultur und Beziehung zum Gesprächspartner unterscheidet. Das Eindringen in diese Zone kann Unbehagen auslösen, während ein respektvoller Abstand als Zeichen von Respekt gewertet wird.

Wie viel Prozent unserer Kommunikation ist nonverbal?

Die Forschung liefert unterschiedliche Zahlen, aber die häufig zitierte 70-38-55-Regel des US-Psychologen Albert Mehrabian besagt, dass die Wirkung einer Botschaft zu 7 % auf den Worten, zu 38 % auf dem Tonfall und zu 55 % auf der Körpersprache beruht.

Wichtig: Diese Regel gilt nicht für die allgemeine, inhaltliche Kommunikation, sondern nur für Situationen, in denen eine Person Emotionen und Haltungen vermittelt, die im Widerspruch zu ihren Worten stehen. Das ist ein wesentlicher Punkt, den viele Trainer und Autoren falsch zitieren.

Auch wenn diese Regel oft missverstanden wird, unterstreicht sie doch die massive Bedeutung der nonverbalen Kommunikation. Experten sind sich einig, dass der größte Anteil der zwischenmenschlichen Interaktion, insbesondere im Ausdruck von Gefühlen und Haltungen, durch nonverbale Signale erfolgt.

Wie kann man Körpersprache richtig deuten?

Um die Signale anderer richtig zu deuten, ist es wichtig, sie im Kontext zu sehen. Hier sind 10 praktische Tipps, um Deine Fähigkeit zur Interpretation von Körpersprache zu verbessern:

  1. Achte auf Inkongruenzen: Wenn die nonverbale Botschaft nicht mit dem Gesagten übereinstimmt, solltest Du genauer hinsehen.
  2. Beobachte die Haltung: Eine offene Haltung (ungekreuzte Arme und Beine) signalisiert Offenheit und Zugänglichkeit.
  3. Deute den Blickkontakt: Direkter, angemessener Blickkontakt zeigt Interesse und Ehrlichkeit.
  4. Achte auf die Hände: Offene Handflächen deuten auf Ehrlichkeit hin, während das Verstecken der Hände Unsicherheit bedeuten kann.
  5. Achte auf Berührung: Eine unangebrachte Berührung kann als Dominanzversuch wahrgenommen werden.
  6. Beurteile die Distanz: Wer sich distanziert, ist wahrscheinlich auch emotional distanziert.
  7. Suche nach dem Baseline-Verhalten: Beobachte zunächst das normale Verhalten einer Person, bevor Du ihre Körpersprache deutest.
  8. Vermeide voreilige Schlüsse: Ein einzelnes Signal sagt oft wenig aus. Die Gesamtheit der Signale ist entscheidend.
  9. Übe Dich in Empathie: Versuche, die Perspektive der anderen Person einzunehmen, um ihre Signale besser zu verstehen.
  10. Achte auf Deine eigene Körpersprache: Sei Dir bewusst, welche Signale Du selbst aussendest.

Psychologie der Körpersprache – Geheimnisse der nonverbalen Kommunikation

Wenn Du die Körpersprache besser verstehen willst, ist es wichtig, auch ihre psychologischen Hintergründe zu kennen. Deine innersten Empfindungen spiegeln sich oft in Deinen körperlichen Bewegungen, der Mimik und dem Tonfall wider.

Warum ist Blickkontakt so wichtig?

Ein wichtiger Aspekt, der sich bewusst steuern lässt, ist der Blickkontakt. Ein Augenkontakt von etwa 3 Sekunden wird von jedem wahrgenommen. Dauert er ca. 4 Sekunden, signalisiert er in der Regel Interesse. Hält Dein Blickkontakt länger an, kann sich Dein Gegenüber jedoch bedroht fühlen, besonders wenn der Blick als durchdringend empfunden wird. Wenn Du den Blickkontakt meidest, wirkst Du meist unsicher oder erweckst den Eindruck, etwas zu verbergen. Es gibt aber auch unbewusste Reaktionen wie das Erweitern und Verengen Deiner Pupillen, die sich bei Interesse vergrößern und bei Desinteresse verkleinern.

Was ist „Mirroring“ und warum spiegelst Du Dein Gegenüber?

Psychologen haben zudem das Konzept des Mirroring entdeckt, das Dir verrät, ob Du Deinem Gesprächspartner sympathisch bist. Dieses Phänomen beschreibt, wie Menschen unbewusst die gleiche Körperhaltung einnehmen, wenn sie einander mögen. Wenn Du beispielsweise die Arme verschränkst, ist es sehr wahrscheinlich, dass Dein Gegenüber dies ebenfalls tut. Dieses Spiegeln entsteht aus dem Wunsch nach Gleichheit und Ähnlichkeit, was das Vertrauen und die Verbindung zwischen zwei Personen stärkt.

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Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur nonverbalen Kommunikation

  • Was ist nonverbale Kommunikation einfach erklärt?
    Nonverbale Kommunikation ist der Austausch von Informationen ohne Worte. Dazu gehören Körpersprache, Mimik, Gestik, Blickkontakt und der Gebrauch von Raum.
  • Wie wichtig ist nonverbale Kommunikation?
    Sie macht den größten Teil unserer Kommunikation aus, mit Schätzungen von über 70 %. Nonverbale Signale unterstreichen, widersprechen oder ersetzen verbale Aussagen und beeinflussen maßgeblich, wie wir von anderen wahrgenommen werden.
  • Was sind Beispiele für nonverbale Kommunikation?
    Beispiele sind ein Lächeln zur Signalisierung von Freude, verschränkte Arme als Zeichen der Abwehrhaltung, eine offene Körperhaltung für Offenheit oder ein fester Händedruck für Selbstbewusstsein.
  • Wie kann man Körpersprache besser deuten?
    Achte auf Inkonsistenzen zwischen verbalen und nonverbalen Signalen. Betrachte die Körpersprache als Ganzes, nicht nur einzelne Signale. Übe aktives Zuhören und beobachte Menschen in verschiedenen Situationen.
  • Welche Rolle spielt die nonverbale Kommunikation im Bewerbungsgespräch?
    Im Bewerbungsgespräch ist nonverbale Kommunikation entscheidend, um Vertrauen und Kompetenz zu vermitteln. Ein fester Händedruck, angemessener Blickkontakt und eine offene Haltung können einen positiven Eindruck hinterlassen.

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